iPhone & Co.: Triumph des Tastsinns oder Abstumpfung?
Die Konferenz „Texture Matters“ im MAK (2./3. Juni 2014) stellt die entscheidenden Fragen zur Wiederkehr des Tastsinns in den Medien
Touchscreens, Tablets und Smartphones bestimmen unsere tägliche Interaktion mit der Umwelt. Unsere Finger sind immer „in touch“ mit dem Interface, das unseren Tastsinn ständig fordert. Was auf den ersten Blick wie eine Hochkonjunktur des Haptischen erscheinen mag, kann auch als deren Gegenteil gelesen werden: So lassen die reizlosen, glatten Oberflächen unserer Gadgets den tastenden Finger doch kaum Neues erfahren. Dieser aktuellen Frage von Triumph oder Abstumpfung der Sinne widmet sich die internationale Konferenz „Texture Matters. The Haptical and Optical in Media“, die am 2. und 3. Juni von jeweils 10.00 bis 19.00 Uhr im Museum für Angewandte Kunst (MAK) stattfinden wird.
Internationale Wissenschafter und Wissenschafterinnen aus Film- und Kulturwissenschaft, Kunstgeschichte und Design präsentieren überraschende Konstellationen von Sinnen und Medien. Zur Debatte stehen unter anderem die materiellen Oberflächen und Strukturen in alltäglichen Designobjekten, die revolutionäre Aufladung von Texturen in der Sowjet-Avantgarde oder zukünftige Möglichkeiten, die haptischen Qualitäten von Textilien ins Digitale zu übertragen. „Vom Ornament zum iPad“, vom haptischen Detail zu seiner technologischen Reproduktion, könnte diese Transformation des Tastsinns überschrieben werden, die entscheidend für die Entwicklung der digitalen Medien ist: der Wunsch, ein Interface zu konzipieren, das direkt auf Berührung reagiert, das die haptische Erfahrung realer Texturen ermöglicht.
Außergewöhnliche Einblicke bieten eine wissenschaftlich begleitete Führung durch den neugestalteten Teppichsaal und ein Gang durch die Möbelsammlung mit Kuratoren und Kuratorinnen des MAK als zusätzliche Programmpunkte der Konferenz.
Stichwortgeber der Veranstaltung ist der österreichische Kunsthistoriker Alois Riegl (1858–1905), der ab 1885 Leiter der Textilsammlung des heutigen MAK war. Riegl formulierte die bahnbrechende These, dass das Auge beim Sehen auch Funktionen des Tastsinns übernimmt. Er stellte das Begriffspaar „optisch und haptisch“ in einen dynamischen Zusammenhang, der sowohl die Kunstproduktion als auch die Wahrnehmung von Kunst neu bestimmte. Riegls Schriften stellen den theoretischen Ausgangspunkt des vom FWF finanzierten Forschungsprojektes „Texture Matters“ dar, das am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien in Zusammenarbeit mit Antonia Lant vom Department of Cinema Studies der New York University durchgeführt wurde und mit der Konferenz seinen abschließenden Höhepunkt findet.
Die Konferenz auf einen Blick:
„Texture Matters. The Haptical and Optical in Media“
Internationale Konferenz in Zusammenarbeit von tfm, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Universität Wien, The Tisch School of the Arts, New York University und MAK, Museum für angewandete Kunst Wien.
2. / 3. Juni 2014, 10.00 bis 19.00 Uhr, im MAK - Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Vortragssaal/Teppichsammlung/MAK-Forum, Weiskirchnerstraße 3, 1010 Wien
Teilnehmer und Teilnehmerinnen:
Christoph Thun-Hohenstein (MAK)
Klemens Gruber (Universität Wien)
Antonia Lant (New York University)
Mădălina Diaconu (Universität Wien)
Bernhard Siegert (IKKM, Bauhaus-Universität Weimar)
Alexandra Seibel (Texture Matters, FWF)
Emma Widdis (Cambridge University)
Tobias Wilke (Columbia University)
Barbara Karl (MAK)
Rainald Franz (MAK)
Bruna Petreca (Royal College of Art)
Jana Herwig (Texture Matters, FWF)
David Parisi (University of Charleston)
Joachim Schätz (Universität Wien)
Sebastian Hackenschmidt (MAK)
Diana Reynolds Cordileone (PLNU San Diego)
Georg Vasold (FU Berlin)
Programmdetails unter http://texturematters.univie.ac.at/conference-mak/
Rückfragehinweis:
Jana Herwig, M.A., +43-1-4277-44331
Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Universität Wien
Hofburg
Batthyanystiege
1010 Wien
T: +43-1-4277 484 01
F: +43-1-4277 9 484